Fast jeder kennt die Zeilen „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer – als Gedicht oder Lied. Auf der einen Seiten wunderschön und friedlich – und auf der anderen Seite, vor dem Hintergrund der Entstehung, so tief ergreifend und traurig. Mit diesem Text, der als Bonhoeffers letzter Text vor seiner Hinrichtung im Jahr 1945 gilt, beginnt das Buch „Von guten Mächten wunderbar geborgen. Mit Aquarellen von Andreas Felger“ – unter dem Schlagwort „Geborgenheit“.
Eine Rezension von Tobias Rauser
Das dünne Büchlein präsentiert 20 kurze und längere Text des Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer – sortiert nach Themen, etwa Frieden, Hoffnung, Glaube, Wünsche, Angst, Widerstand oder Trost. Die Verse, Briefe und Gedanken werden von Aquarellen des Malers, Grafikers und Bildhauers Andreas Felger begleitet.
Die farbenfrohen Bilder des Künstlers aus Baden-Württemberg umrahmen die nachdenklichen und anrührenden Worte und ergänzen sie treffend. Mal wirken die Aquarelle friedlich, fast meditativ. Passend zum Text können sie aber auch knallig, voller Kraft oder verwirrend daherkommen. Der Dialog zwischen den Worten und den Farben der Aquarelle ist an jeder Stelle gelungen und erfolgreich.
Die Texte Bonhoeffers berühren auch viele Jahre nach ihrer Entstehung immer noch. Sie sind politisch, freiheitsliebend, ängstlich oder zuversichtlich.
Hochaktuell und politisch, wenn Bonhoeffer sagt: „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis und läßt sich nie und nimmer sichern.“
Freiheitsliebend, wenn er davon spricht, nicht das Beliebige, sondern das Rechte zu tun und zu wagen. „Das Wirkliche tapfer ergreifen, nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.“
Ängstlich, wenn er über das Böse schreibt: „Die Angst ist ein Netz, das uns der Böse überwirft, damit wir uns verstricken und zu Fall kommen. Wer Angst hat, ist schon gefallen.“
Und zuversichtlich, wenn der Theologe über das Misstrauen schreibt – und Vertrauen zu Mitmenschen fordert. „Immer wieder wird uns das Vertrauen als eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens bleiben.“
Abgerundet wird das rund 60 Seiten dünne Buch mit einer Kurzbiographie des lutherischen Theologen Bonhoeffers.
Diese Buch ist zwar kurz und nicht sehr dick, der Leser wird es dennoch immer wieder zur Hand nehmen. Die Texte, verbunden mit den facettenreichen und die Stimmung der Worte verstärkenden Aquarellen, brauchen Zeit und Muße, um sie wirken zu lassen. Das trotz der Aquarelle durch viel Weißraum schlicht und edel anmutende Buch ist genau die richtige Lektüre für Einsteiger, die sich mit den Texten Dietrich Bonhoeffers beschäftigen wollen.