Berg der Kreuze in Litauen

Es ist ein ganz besonderer katholischer Wallfahrtsort: der Hill of Crosses, der Berg der Kreuze. Er liegt in Litauen, ein paar Kilometer von der Stadt Siauliai entfernt. Ich durfte diesen Ort im Sommer 2023 besuchen – von Riga (Lettland) war er in etwa zwei Stunden Autofahrt erreicht.

Schon bei der Anfahrt auf den Berg der Kreuze wird klar: Es handelt sich nicht wirklich um einen Berg, sondern um einen Mini-Hügel, nur wenige Meter hoch. Auf diesem Hügel stehen unzählige Kreuze, und das Wort „unzählig“ ist keine Übertreibung. Kreuze, in allen Größen und Varianten. Verschiedene Legenden gibt es zur Entstehung des Berges. Auf jeden Fall entwickelte sich der Ort zu einem Wallfahrtsort, jede Pilgerin, jeder Pilger stellt ein Kreuz auf oder hängt ein kleines Kreuz an ein größeres. Kreuze kann man in den Shops am Parkplatz in allen Größen und Preislagen erwerben.

Im Jahr 1961 räumten die Kommunisten den heiligen Ort – mit Gewalt und Baggern. Kreuze wurden verbrannt, verschrotten, vergraben. Schon in der nächsten Nacht wurden neue Kreuze aufgestellt. Es gab noch weitere Versuche, das Glaubensmonument zu zerstören. Alle scheiterten. katholisch.de hat die Geschichte hier aufgeschrieben.

Besonders in den Fokus rückte der Berg der Kreuze, als Papst Johannes Paul II. im Jahr 1993 den Wallfahrtsort besuchte. Mit 100.000 Gläubigen feierte er unter freiem Himmel eine Messe, der Altarpavillon ist noch zu sehen. In den Folgejahren bauten die Franziskaner in der Nähe (etwa 200 Meter zu Fuß, wenn man den Hügel überquert hat) ein Kloster.

Der Berg der Kreuze hat eine besondere Ausstrahlung, die wirklich einzigartig ist. Wenn man „eintaucht“ in die Welt der Kreuze, sich durch die kleinen Wege des Hügels zwängt, dann spürt man etwas von der Hoffnung, von den Träumen und der Trauer, den Sorgen, die die Menschen mitbringen, wenn sie hier ihre Kreuze aufstellen. Etwas skurril, ein bisschen entrückt und auf jeden Fall emotional überwältigend – so würde ich die Atmosphäre beschreiben.

Eine Stunde sollte man sich Zeit nehmen, um in aller Ruhe die Details der Kreuze zu studieren, die eigenen Gedanken kreisen und die Besonderheit dieses Ortes wirken zu lassen. Der Besuch lohnt auf jeden Fall.