„Wer Vertrauen kann – lebt der nicht glücklicher?“ Der Bildband „LutherLand“ von Jörg Gläscher zeigt Fotos aus dem Kernland der Reformation. Das Werk ist 2017 in der Evangelischen Verlagsanstalt erschienen.
Eine Rezension von Tobias Rauser
„Ich habe mich auf die Suche nach der Präsenz des christlichen Glaubens begeben.“ Mit diesen Worten beschreibt der Fotograf Jörg Gläscher seine Werke im Nachwort des Buches. Er wollte Menschen begegnen, in denen Luthers Ideen lebendig geblieben sind.
Der querformatige Bildband zeigt Fotos, die auch in der Ausstellung „Lutherland“ im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden Anfang 2017 zu sehen waren. Der Fotograf wurde 1966 in Osnabrück geboren und lebt und arbeitet in Leipzig und Hamburg. Die Suche nach seinen Motiven für den Bildband startete nach Gläschers Angaben in der Region Mitteldeutschlands, die geografische Ausgangspunkt der Reformation war und „in der Religion heute für weite Teile der Bevölkerung keine Rolle mehr spielt“.
Dass das allerdings nur ein Teil der Realität ist, schlägt sich in den Bilder des Fotografen nieder, die eine andere Wirklichkeit zeigen. Dabei sind sie keinesfalls der Wirklichkeit entrückt: Sie zeigen Dinge des Alltags, manchmal fast banal, immer lohnt der zweite Blick. Die Fotos wirken dabei nicht gestellt und inszeniert, sondern mitten aus dem Leben. Mal tief spirituell, wenn etwa ein Taufgottesdient in der Kirchenruine in Wachau oder eine Elbtaufe im Fokus steht, mal wie ein Schnappschuss hinter den Kulissen, etwa von der Weihnachtsfeier des Landeskirchenamtes in Erfurt.
Der Betrachter sieht alte und junge Menschen, mal entrückt und den Blick nach Innen gekehrt – mal konzentriert, mal wartend. Auch Alltagsgegenstände (ein Graffiti auf einem Stein, Weihnachtsbäume auf dem Weihnachtsmarkt oder ein Stromkasten vor einer Kirche) nimmt der Bildband, sein Fotograf und damit auch der Leser in den Blick.
Besonderen Eindruck hinterlassen beim Betrachter die Gläubigen, die Gläscher ablichtet. Egal ob am Strand, ob Schlange stehend, bei einer Taufe oder im Konfirmandenunterricht: Der Band zeigt eine wundervolle Vielfalt von Kirche und Gläubigen. Realitätsnah, echt, glaubwürdig.
Im Vorwort des Buches schreibt Christian Schüle: „Der Mensch ist mehr als ein vernunftbegabtes Tier. Er will über sich hinaus.“ Der Blick nach oben, verbunden mit dem Wunsch, Geborgenheit im Diesseits und das Heil in der Gemeinschaft zu finden, das ist es, was den Menschen laut Schüle ausmacht. Und er stellt deswegen die Frage: „Wer vertrauen kann, lebt der nicht glücklicher?“
Dieses Vertrauen kommt in vielen der Bilder ans Licht. Die Fotografien Gläschers zeigen in beeindruckender Weise: Dieses Vertrauen ist nichts Abgehobenes, kein Thema für ein paar einzelne Sonderlinge. Es ist (noch) Teil der Gesellschaft und des Alltags – in „Lutherland“ 2017.