Christoph Schlick war viele Jahre als Benediktiner im Kloster tätig, bis er 2004 seinem Leben eine andere Richtung gab und seitdem Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens als Redner, Begleiter und Coach berät. Mit glaubenslektuere.de spricht er über die Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben sowie die Rolle von Vorbildern als Kritiker und Stütze bei der Suche nach den eigenen Werten.
Das Interview führte Tobias Rauser
Herr Schlick, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens in uns angelegt?
Schlick: Ich bin überzeugt, dass in jedem von uns die Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben angelegt ist. Leider wird diese zarte Frage oft verschüttet oder vergessen. Doch weiß ich aus eigener Erfahrung und vielen Begleitungen, dass sich die Sehnsucht immer wieder meldet!
Was ist für Sie der Sinn Ihres Lebens?
Das ist in verschiedenen Situationen unterschiedlich. Der Grundtenor für mich ist, dass ich sinnvolle Momente immer wieder dann erfahre, wenn ich in Beziehung bin. Nicht nur zu Menschen, sondern zum Beispiel auch zu einer Aufgabe, der ich mich widme oder der Natur, die ich genießen darf.
Welche Rolle spielt Gott und Glaube in diesem Zusammenhang?
Für mich persönlich ist Gott der Ursprung und das Ziel meines Lebens und Glaube ist für mich Ausdruck meiner Beziehung zum Göttlichen. Ich meine aber nicht, dass ein bestimmtes Gottesbild notwendig ist, um sinnvoll zu leben. Es ist vielmehr wichtig, für die Dimension des spirituellen oder göttlichen offen und bereit zu sein. Es ist ein Geheimnis, doch wenn wir neugierig bleiben, erschließt sich etwas davon…
Sie haben in einem Interview von einem Urvertrauen in das Leben gesprochen. Sie vertrauen darauf, dass dieses es gut mit Ihnen meint. Warum sind Sie da so sicher?
Ich durfte und musste in meinem Leben schon einige Veränderungen und Herausforderungen er- und durchleben. Das was mir Halt gibt sind aber nicht Angst und Zweifel, sondern mein Mut zum Leben und mein Vertrauen in die Sinnhaftigkeit all dessen was uns widerfährt. „…trotzdem Ja zu Leben sagen!“ ist ein Motto, das ich gerne von Viktor Frankl übernommen habe.
Sie waren über 20 Jahre im Kloster und haben dann ein „neues“ Leben begonnen. Was war der Grund, ihr Leben zu verändern? Woran haben Sie gezweifelt?
Für mich ist der Anstoß zu Veränderung immer ein positiver: Ich wollte mehr Tiefe, mehr Lebendigkeit erleben. Dies schien mir in meiner konkreten Gemeinschaft nicht mehr wirklich möglich. Gerade in dieser Zeit der Neuorientierung habe ich nie gezweifelt, sondern da hat sich mein Vertrauen besonders vertieft.
Ein prägender Mensch in Ihrem Leben war ein Benediktiner-Abt. Welche Rollen spielen Vorbilder, Freunde und Partner im Umgang mit Zweifeln und bei der Suche nach dem Sinn des Lebens? Oder haben Sie diese Zweifel und Fragen eher mit sich selber ausgefochten?
Von unseren ersten Lebenstagen an brauchen wir Vorbilder, an denen wir uns orientieren und die uns motivieren. Sonst würden wir uns kaum entwickeln. Auch in der Suche nach den wirklichen Werten für mein ganz persönliches Leben sind Menschen als Begleiter, Herausforderer, Kritiker oder Stütze fast unverzichtbar. Ich bin sehr dankbar, dass es immer wieder Menschen gibt, die mich begleiten, unterstützen aber auch hinterfragen.