„Die Stunde des Pelikans. Die Lebensgeschichte des Maximilian Kolbe“ von Walter Heinrich

Franziskaner, Verleger, Gründer der Ritterschaft der Unbefleckten, Märtyrer: Die Lebensgeschichte von Maximilian Kolbe beschreibt Walter Heinrich in seinem Roman „Die Stunde des Pelikans“ aus dem Diogenes Verlag.

Eine Rezension von Tobias Rauser
„Die Stunde des Pelikans. Die Lebensgeschichte des Maximilian Kolbe“. Walter Heinrich, Diogenes Verlag

Bis zum Äußersten für seinen Glauben einstehen – bis zum Tod. Dafür steht Maximilian Kolbe. Die Geschichte des polnischen Franziskaners ist vieles zugleich: ermutigend, erschütternd, beängstigend und bewundernswert. Walter Heinrich erzählt das Leben Kolbes in Romanform.

Das Buch beginnt drastisch: Mit dem Tod im Hungerbunker des Konzentrationslagers Ausschwitz von Maximilian Kolbe. Er hatte sich für einen Mithäftling aufgeopfert und zum Tode verurteilen lassen. Dieser Mithäftling, Franciszek Gajowniczek, überlebte das Lager und konnte sowohl bei der Selig- als auch Heiligsprechung Kolbes in den Jahren 1971 und 1982 dabei sein.

Der Roman von Heinrich teilt das Leben des katholischen Heiligen in drei große Kapitel auf: Sein Leben und Wirken als junger Pater und die Entstehung seiner Organisation, der „Militia Immaculatae“ („Ritterschaft der Unbefleckten“). Dann sein Wirken als Verleger in Neipokalanow in Polen – und sein Ende im Konzentrationslager Ausschwitz.

Franziskaner und Verleger

Das Leben von Maximilian Kolbe (1894 bis 1941) ist spannend und von Problemen gekennzeichnet. Einerseits ist er oft krank, andererseits hat er in seinen Anfangsjahren auch mit der Ablehnung seiner Ideen in seinem Orden zu kämpfen. Doch schon früh lernt Kolbe zu kämpfen, für seine Idee der Militia Immaculatae. Dieser heute oft auch „marianische Initiative“ genannte Verein hatte es sich zum Ziel gesetzt, als geistige Armee „im Dienst der Unbefleckten Gottesmutter einen Kampf zur Rettung der Seelen“ zu führen. Über Maria, die menschlicher und dem Volk näher sei, solle der Weg zu Jesus besser gelingen.

Seine Bewegung wächst trotz aller Widerstände, in Niepokalanow entsteht unter seiner Führung das größte Kloster Europas. Und ein ganzes Verlagshaus mit modernsten Druckmaschinen. In diesem Kapitel lernt man viel über das Denken und Wirken Kolbes,  geprägt durch missionarischen Eifer, seine kindliche Begeisterung, ab und an auch seinen Größenwahn. Auf der anderen Seite steht der unbedingte Fokus des Franziskaners auf die innere Entwicklung des Menschen, seine Bescheidenheit.

Kolbe (der Schutzpatron der Journalisten ist) ist hart und konsequent in Glaubensfragen. So verweist er einen Bruder seines Klosters, der seinen aus feinem Tuch erstellten Habit nicht mit einem ärmeren Bruder tauschen möchte.

Viel Stoff für Glaubensfragen

Sein Ende ist ebenso konsequent wie tragisch. 1939 wurde er von der Gestapo festgenommen und später nach Ausschwitz verlegt, wer er unter anderem Juden und anderen Flüchtlingen Zuflucht gewährt hatte. Die drastischen und furchtbaren Beschreibungen der Zustände in Ausschwitz sind schwer zu ertragen. Der Abschnitt im KZ bietet für den Leser viel Stoff für Glaubensfragen: Warum lässt Gott das zu? Wo und wann sollte man Widerstand leisten? Was ist der Wille Gottes?

Kolbe macht sich auch Gedanken zum eigenen Willen und seinen unerschütterlichen Glauben an Gott. „Lasst den Widerwillen los gegen das, was uns unumgänglich auferlegt und nicht zu ändern ist“, sagt er. Kolbe glaubt an Gottes Willen, an den es den eigenen Willen anzugleichen gelte. „Nehmt es als den Willen Gottes, den wir nie ganz begreifen, und versucht, dem Bösen nicht zu widerstreben, sondern es mit Sanftmut und Geduld zu mildern und zu verwandeln. Das ist die Bombe, die einzige, die den Teufelskreis sprengt: unsere Liebe, die nichts ausschließt.“

Das Buch lässt einen ergriffen, berührt und auch etwas erschrocken, ratlos zurück. Wie kann jemand unter solchen Umständen so standhaft sein?

Das Buch von Heinrich ist vor allem zu Beginn des Romans nicht wirklich hinreißend geschrieben, oft schweift der Autor ab, es fehlt an Stringenz. Doch mit jeder Zeile steigt die Faszination und das Tempo. Am Ende kann man es gar nicht mehr aus der Hand legen, die Geschichte reißt einen einfach mit. Der Leser bekommt eine Ahnung davon, wie es sein muss, so unerschütterlich zu glauben und seinen Willen und den Gottes klar und fest im Blick zu haben. „Die Stunde des Pelikans“ gehört unbedingt auf die Lese-Liste!

Die Stunde des Pelikans. Die Lebensgeschichte des Maximilian Kolbe. Walter Heinrich
Diogenes Verlag
336 Seiten 
21,90 Euro
978-3257067149