Eine Frau erleidet in jungen Jahren zwei schwere Schicksalsschläge – und findet trotzdem oder gerade deshalb zu Gott. Kein gerader Weg, ein steiniger Weg.
Eine Rezension von Michael Cordes
Die Frage nach der Existenz Gottes: Gibt es ihn oder nicht? Eine Frage, die sich jeder Mensch irgendwann im Leben stellt. Und hat man die Frage dann (endlich) bejaht, hat man immer noch keine Ruhe. Denn die Beziehung zu Gott kann manchmal auf eine ganz schön harte Probe gestellt werden.
Man hat es also nicht einfach mit Gott. Davon handelt das Buch „Gott braucht dich nicht“, geschrieben von Esther Maria Magnis. Die Autorin treibt die Frage nach Gott um. Sie beschreibt ihren Weg zu ihm, bei dem sie einige Höhen, aber auch zahlreiche Tiefen erlebt.
Ihre Kindheit verläuft eigentlich so wie bei vielen, die christlich erzogen werden. Im Prinzip. Doch wie intensiv Magnis sich schon in jungen Jahren mit Gott befasst, ist schon erstaunlich. So beschäftigt sie sich schon als Mädchen nicht nur damit, wie ihre Altersgenossen über die Religion, die Kirche und die Existenz Gottes sprechen, sondern auch, wie es die Erwachsenen tun.
Anfangs kann ihren Glauben nur wenig erschüttern. Doch mit 15 trifft sie dann ein Schicksalsschlag. Ein Schlag so schlimm, wie es für eine Jugendliche nicht viel schlimmer kommen kann. Ihr Vater teilt ihr und den beiden Geschwistern mit, dass er todkrank ist und noch etwa drei Monate zu leben hat.
Magnis schildert diese Zeit zwischen Hoffen (der Vater lebt länger, aber verliert den Kampf gegen die Krankheit dann doch) und Bangen sehr ausführlich. Auch wie es ihr die Monate nach dem Tod des Vaters ging, beschreibt sie sehr detailliert. Doch sich in so eine Situation hineinzuversetzen, sie nachzuempfinden, ist unmöglich. Auch daran mag es liegen, dass es manchmal schwierig ist, den Gedankengängen und Gefühlen von Magnis zu folgen.
Die Stärke des Buches entfaltet sich im letzten Drittel. Zum einen, weil Magnis hier ihr Ringen mit Gott reflektiert in der Zeit nach dem Tod ihres Vaters. Sie fühlt sich allein gelassen, aber sie schildert eindrucksvoll, warum im Schweigen Gottes auch viel Macht und Trost steckt. Mehr als in so manchen Worten, die Trost spenden sollen, die aber nur das Gegenteil bewirken (können), weil es manchmal einfach keinen Trost gibt.
„Gott ist schrecklich. So schön er auch ist – so unendlich tief seine Liebe und Zuneigung zu den Menschen sein mag.“
Aber: Mit Gott hat man es nicht leicht. Auf den letzten 25 Seiten beschreibt sie einen neuen, nicht minder harten Schicksalsschlag, von dem sie getroffen wird. Dieser viel kürzeren Schilderung kann man sich emotional kaum entziehen, spätestens da leidet man mit. „Gott ist schrecklich“, schreibt sie, um dann direkt hinzuzufügen: „So schön er auch ist – so unendlich tief seine Liebe und Zuneigung zu den Menschen sein mag.“ Scheinbar zwei Pole, die weit voneinander liegen, und doch zeugt dieser Satz auch von großem (Gott-) Vertrauen.
Magnis liefert kein Patentrezept, wie man trotz größtem Leid den Draht zu Gott nicht verliert. Wie auch, ein solches Patentrezept gibt es nicht. Aber das Buch zeigt, wie ein Mensch Krisen überstehen und dabei in Gott, im Glauben zu Gott, einen wichtigen Helfer finden kann. Beeindruckend und empfehlenswert.